• von 19:30 bis 20:15 Uhr (Europe/Berlin)

  • nun online: Vortrag von Ralf Welter (Regionale Resilienz) per Videokonferenz mit Diskussion anschließend
    vorher zu beliebiger Zeit, jedoch spätestens um 17:45 am selben Tag Start des Streamings des Spielfilmes
    weitere Informationen kommen noch
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    Großbritannien, Frankreich, Belgien 2019

    Die Paketbranche wächst stetig und manche Dienstleister scheinen keine Grenzen zu kennen, wenn es darum geht, so effektiv und günstig wie möglich arbeiten zu lassen. Das muss der in Newcastle lebende Familienvater Ricky am eigenen Leib erfahren, als er einen „Null-Stunden“-Job bei einem lokalen Paketunternehmen annimmt. Nach ICH, DANIEL BLAKE zeigt Ken Loach in seinem neuesten Film, wie sich unmenschliche Arbeitsbedingungen auf das Familienleben auswirken.

    Inhalt

    Bei Ricky und Abby, die mit ihren zwei Kindern in Newcastle leben, reicht das Geld hinten und vorne nicht. Während Abby als Altenpflegerin arbeitet, schlägt sich Ricky mit Gelegenheitsjobs durch. Getrieben durch die Sehnsucht nach einer gesicherten Wohnsituation und der Tilgung ihrer Schulden nimmt Ricky einen gut bezahlten, aber harten „Null-Stunden“-Job als (schein-)selbstständiger Kurierfahrer an, wofür die Familie einiges opfern muss. Damit sich Ricky den Lieferwagen leisten kann verkauft Abby ihr Auto. Das braucht sie eigentlich, um für ihre Arbeit als Altenpflegerin von Haus zu Haus zu kommen, wo sie für ihre Klient*innen auch mal ihre unbezahlten Pausen opfert. Durch die zeitraubenden Busfahrten und Rickys teilweise 14-stündigen Arbeitstage kommen die Familienabende leider immer wieder zu kurz. Zudem wird das Verhalten von Sohn Seb, einem rebellischen Teenager, immer auffälliger und problematischer. Im Kampf gegen ihre entmutigenden Umstände scheint die Familie nur sich selbst zu haben.

    Umsetzung

    Realistisch, kompromisslos und stets nah an den Figuren zeigt Meisterregisseur Ken Loach, der wie üblich den Film chronologisch drehte, erneut mit programmatischer Kraft Missstände in der britischen Arbeiterklasse auf. Das authentische Porträt der durch weitgehend unbekannte, aber großartige Schauspier*innen verkörperten Figuren ist besonders wegen der liebevollen Familiendynamik, die durch den finanziellen und arbeitsbezogenen Druck herausgefordert wird, so effektiv. Wenn Ricky wiederholt abends am Tisch laut wird und auf seine Frau und Sohn einredet, weil dieser wegen aggressiven Verhaltens von der Schule suspendiert wurde oder ein paar Spraydosen im Großmarkt geklaut hat, oder wenn Abby am Telefon den skrupellosen Chef ihres Mannes mit für sie untypisch harten Worten zurechtweist, wird der Film besonders aufwühlend und kraftvoll.

    Themen
    Arbeit, Werte, Familie, Zusammenhalt, Ausbeutung, Globalisierung, Kapitalismus, Wirtschaft, Individuum und Gesellschaft, Politik

    über diese refereriert anschließend Ralf Welter (Ökonom, Regionale Resilienz Aachen)
    Trailer: https://youtu.be/Rohg75FIWv8

    Homepage: http://www.sorrywemissedyou-derfilm.de/

    Rezension ARD Capriccio : http://cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtCCBLzGiL...

    Preis 5€ für Filmstreaming oder über Abo
    Festivals 72. Internationales Filmfestival Cannes;
    27. Filmfest Hamburg;
    Vorauswahl für den Europäischen Filmpreis 2019;
    City of Donostia/San Sebastian Audience Award 2019: bester europäischer Film

    Länge, Format 100 Minuten, digital, Farbe
    FSK ab 12 Jahre

    Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

    Wie die meisten Filme von Ken Loach ist „Sorry We Missed You“ eine humanistische Studie über die britische Arbeiterklasse. Dass sich ein harter, risikoreicher Job unmittelbar auf das Privat- und Familienleben auswirkt und dass es wichtig ist, für seine Rechte und angemessene Arbeitsbedingungen zu kämpfen, zeigt der Film eindrücklich. Die Paketbranche im Speziellen steht in Großbritannien wie in Deutschland immer wieder wegen fast unmöglich zu erfüllenden Ansprüchen und Lohndumping in der Kritik. Auch Abbys Tätigkeit als Altenpflegerin, bei der die Zeit für ihre Familie sowie ihre eigene Zeit im Konflikt mit ihrem Gewissen steht, wirft ethisch interessante Fragen auf. Im Unterricht ließe sich – besonders im Hinblick auf die jährlich steigende Anzahl der verschickten Pakete – das Bewusstsein für diese Branchen stärken.

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