Nachhaltige Mensa

Liebes Netzwerk,

wir sind gerade an der Uni Kassel dabei, uns für eine nachhaltigere Mensa einzusetzen. Gibt es denn schon eine Uni-übergreifende Gruppe, in der Ideen und Argumente gegenüber dem Studierendenwerk ausgetauscht werden können?

    1. Öffentlich (sichtbar ohne Anmeldung)
    1. 10 Kommentieren
  • David Kopp

    Das würde mich auch interessieren!

    Ich bin an der Universität Stuttgart aktiv, wo wir letztes Semester die AG "Green Canteen" gegründet haben. Vor kurzem haben wir als erste Aktion eine 4-wöchige Flyer-Aktion in der Mensa durchgeführt, um die Studierenden zu nachhaltigen Themen mit Schwerpunkt Ernährung zu informieren: https://stuvus.uni-stuttgart.de/green-canteen/

    Die Aktion kam sehr gut an, so dass ich sowas auf jeden Fall empfehlen kann.
    Wir stehen im Kontakt mit dem Studierendenwerk, um bspw. das Angebot an vegetarisch/veganen Speisen in den Mensen und Cafeterien zu verbessern. Aktuell konnten wir immerhin erreichen, dass zu Beginn des nächsten Semesters eine Pilotphase durchgeführt wird, bei der pflanzliche Milchalternativen (Soja- und Hafermilch) an den Kaffeeautomaten angeboten werden. Bislang gab es da nämlich nur normale und laktosefreie Kuhmilch. Hier hat auch die Flyer-Aktion geholfen, da hierdurch die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen unter den Studierenden gestiegen ist.

    Wir sind ebenfalls an weiteren Ideen und Argumente interessiert, wie andere Hochschulgruppen gegenüber dem Studierendenwerk vorgegangen sind. Wie ich gehört habe, konnte die vegane Hochschulgruppe Karlsruhe durch viele Gespräche mit dem Studierendenwerk einige Erfolge erzielen (u.a. mindestens ein veganes Hauptgericht pro Tag). Details weiß ich hierzu aber nicht.

  • Madeleine Linke

    Aus einem Antrag, den ich mal zusammen mit anderen Verwaltungsrät*innen für das DSW geschriben habe, der aber meines Wissens nach niemals eingebracht oder weiter verfolgt wurde: "Die einzelnen Studierenden- und Studentenwerke setzen sich in vielerlei Themen für eine nachhaltige Entwicklung ein. Unter anderem die Thematik der Ressourceneffizienz, Nutzung von regionalen Produkten, Ermöglichung des Studierens für alle gesellschaftlichen Gruppen und der damit verbundenen Wahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sind dabei Schwerpunkte der Arbeit. In der Hochschulgastronomie sind beispielsweise die zahlreichen Mehrwegbechersysteme für den Außerhausverkauf zu nennen. Viele Studenten- und Studierendenwerke verfügen über ein Pfandsystem entweder mit eigenem Becher, so beispielsweise das Studentenwerk Dresden, oder mit gängigen kommunalen (Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald) bzw. privatwirtschaftlichen Partnern (Studierendenwerk Bonn). Auch das Angebot der veganen und vegetarischen Gerichte hat sich an allen Standorten verbessert. Herausragend sind dabei das Studentenwerk Augsburg und das Studierendenwerk Koblenz.Das Studierendenwerk Mainz berichtet bereits ausführlich über die eigene Nachhaltigkeit im Bereich der Hochschulgastronomie. Das Studierendenwerk Berlin geht einen Schritt weiter und berichtet auch über Energieeinsatz und das Eco-Managementsystem.
    Die einzelnen Studierenden- und Studentenwerke betreuen zwischen 2.000 bis 150.000 Studierende und haben damit eine große Multiplikatorwirkung. Sei es nun in der Gemeinschaftsverpflegung, in Wohnheimen oder in der Bearbeitung der Ausbildungsförderung. Kleine Änderungen im Ablauf, im Sortiment, in der Rezeptur können so große Wirkungen erzielen. Damit sind die Studenten- und Studierendenwerke ein starker Partner in der Erfüllung verschiedener Ziele von Klima bis Internationalisierung der Bundesregierung.
    Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend. Es lassen sich durch neue Zielgruppen, Kunden und Absatzwege Umsätze steigern und durch Senkung von Material- und Energiekosten auch Ausgaben reduzieren.
    Gerade Akademiker*innen haben ein gesteigertes ethisches Verständnis und sind oft gerne bereit, mehr Geld zu zahlen, wenn verschiedene Randbedingungen stimmen. Nachhaltigkeit kann auch ein großer Marketingschwerpunkt sein, der Studierendenwerke von anderen Konkurrenten abhebt.
    Die Mitarbeiterzufriedenheit kann durch ein rundum nachhaltig agierendes Studierendenwerk, welches auch Gesundheitsförderung und Partizipation fördert, gesteigert werden. Darüber hinaus können regionale Strukturen gestärkt und neue Kooperationen geschlossen werden.
    Zu guter Letzt wird bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit als Querschnittsthema der Sozialauftrag, der uns alle eint, noch stärker untermauert."

  • Simon Kaufhold

    Wir hatten in Ulm in Kooperation mit dem Studierendenwerk mehrmals Aktionswochen durchgeführt, in denen dann verstärkt klimafreundliche/vegane Gerichte angeboten wurden. Ich denke, dass die Hemschwelle auch deutlich niedriger ist mal eine Aktionswoche durchzuführen und Reaktionen der Mensagäste darauf zu sehen, als gleich langfristig den Speiseplan umzustellen.
    In einer der Aktionswochen gab es eine Schulung für das Mensapersonal, die von Rike Schindler (https://www.facebook.com/RikeSchindlerVeganChef) durchgeführt wurde. Nachdem das Studierendenwerk nicht gewillt war dafür aufzukommen (ca. 2000€) konnten wir das Studierendenparlament überzeugen mit ihrem Budget dafür aufzukommen.
    Ich hatte damals über www.gv-nachhaltig.at Anregungen und Schulungsköche gefunden, auch der Leitfaden für Großküchen von der Albert-Schweizer-Stiftung (https://albert-schweitzer-stiftung.de/kampagnen...) kann ein einfacher Einstieg sein.
    Ich denke das wichtigste ist offen und konstruktiv Kontakt zum Studierendenwerk aufzunehmen, die Sympathie für deine Ideen wächst eher, wenn du auch Verständis für das Spannungsfeld, in dem Großküchen meistens arbeiten, aufbringst.

    Wünsche viel Erfolg bei den Verhandlungen und Aktionen!

  • Lea Eglin

    In Hannover hat die Students for Future vor einigen Wochen eine studentische Vollversammlung einberufen. Da wurde über eine große Petition mit vielen verschiedenen Forderungen an die Uni und das Studentenwerk abgestimmt (und angenommen). Nun wird man sehen, wie das Durchsetzen der Forderungen weiter geführt wird. Die Forderungen findet ihr hier: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s...

  • Annalena

    Vielen Dank für alle eure Anregungen! Das ist wirklich eine große Hilfe. Da ich es schade fände, wenn all die wertvollen Infos hier in den Neuigkeiten versinken, habe ich ein Projekt erstellt, in dem wir auch weiterhin Erfahrungen teilen können. Tretet gerne bei: https://plattform-n.org/project/nachhaltigkeit-...

  • PaulusFAU

    Hallo zusammen, ich bin der Paulus und seit ca. einem halben Jahr beim Referat für Ökologie an der FAU Erlangen-Nürnberg. Auch hier bin ich neu und dankbar für den Austausch und die Diskussion.
    Da ich mich mit den Strukturen und dem schon Geschehenen hier hochschulpolitisch noch nicht so auskannte, habe ich eigenständig eine Unterschriftenkampagne durchgeführt, mit einer Woche Planung und einer Woche Sammlung. Innerhalb einer Woche haben sich durch die verschiedenen Hochschulgruppen (Fachschaften, sneep, Grüne Hochschulgruppe etc.) 20 Leute gefunden, die täglich an unseren zwei größten Mensen Unterschriften sammelten. Die Reaktion und Masse war gigantisch! 1800 Unterschriften für eine ökologischere und nachhaltigere Mensa konnten wir erreichen - mit mehr Sammlern wäre es wahrscheinlich noch mehr geworden.
    Die Woche danach gab es eine zentrale Übergabe an den Mensalchef des Studentenwerks.
    Bei der Unterschriftenliste hatten wir 5 Forderungen angegeben, die jeder flexibel durch ankreuzen unterstützen konnte. 1) mind. 50% vegetarische Speisen täglich pro Standort 2) mind. 1 veganes Gericht täglich pro Standort 3) Plastikverpackungen verbannen 4) Keine Palmölprodukte weiter anbieten 5) eine CO2 - Ampel einführen an den Bildschirmen. (Das Plastikverbot hat am Meisten Leute angezogen, was zeigt, dass im Verpackungs und ZeroWaste das Bewusstsein schon deutlich größer ist)
    Das Studentenwerk war sehr kooperativ, was allerdings auch daran liegt, dass das Bewusstsein in der Fahrradstadt Erlangen überdurchschnittlich ist. Hier gibt es bereits Pfandtassen und Einwegbecher kosten 30ct extra, es gibt nur Bio-Kaffee (teilweise Fairtrade), es wird recht viel mit Bio und auch regional eingekauft und Gemüsepaddies neben Schnitzeln in der Cafete angeboten. In Nürnberg gibt es sogar eine kleine Mensa, die lediglich vegan ist!
    Nichts desto trotz haben wir in der kurzen Zeit einiges erreicht. Seitdem gibt es recyclte Papteller für cake-to-go und eine Woche nach Unterschriftenübergabe hat die Mensa angekündigt, einen externe Firma zu beauftragen, die ein CO2-Labelling durchführt (Wir hoffen, es kommt noch dieses Jahr), auch soll es eine 2-3 wöchige Testphase geben, die unseren vegetarisch/veganen Ansprüchen entspricht.
    Auf Anregung der Mensa haben wir eine DIY-Kochaktion für nächstes Semester ins Leben gerufen. In Zweierteams werden wir unter dem Titel "ECO-DIY" pro Woche ein nachhaltiges Gericht für die Mensa selbst kochen (mind. vegetarisch, regional und saisonal) und das gemeinsam mit Uni und Studentenwerk bewerben.

    Wer die Unterlagen der Unterschriftenaktion gerne haben will, ich stelle sie gerne zur Verfügung, weiß aber leider nicht, wo ich diese hochladen kann...

  • David Kopp

    Hallo Paulus,
    vielen Dank für die Informationen. Es wäre toll, wenn du hier auf der plattform n dem Projekt "Nachhaltigkeit in der Mensa" beitreten könntest, welches letzte Woche von Annelena angelegt wurde:
    https://plattform-n.org/project/n-nachhaltigkei...

    Hier hast du dann auch die Möglichkeit, Dateien hochzuladen. Fände ich sehr spannend zu sehen!

    An der Uni Stuttgart hätten wir auch gerne ein CO2-Labeling der Gerichte. Um das Thema anzustoßen, haben wir Studierende selbst versucht, die Gerichte einer Woche zu bilanzieren. Hierfür bekamen wir vom Studierendenwerk pro Tag 2 Rezepte, die wir mit dem Onlinerechner KlimaTeller.de bilanziert haben. Das ist natürlich nicht sehr professional und Faktoren wie Regionaliät und Saisonalität können hiermit leider überhaupt nicht berücksichtigt werden. Trotzdem waren immerhin die Unterschiede zwischen Gerichten mit tierischen Produkten und reinpflanzlichen Gerichten sowie die Verwendung exotischer Lebensmittel gut erkennbar.
    Da wir das Thema des CO2-Labelings aufrecht erhalten wollen, haben wir für nächstes Semester mit dem Studierendenwerk vereinbart, dass wir Studierende einmal in der Woche die Gerichte CO2-bilanzieren. Dass dies eine externe Firma übernimmt, war bislang bei uns noch kein Thema.
    Um so mehr würde es mich interessieren, wie diese externe Firma, von der du gesprochen hast, arbeitet. Spielen Faktoren wie Regionalität und Saisonalität eine Rolle? Werden komplett alle angebotenen Gerichte CO2-bilanziert?

  • Michael Flohr

    Danke für diese sehr wertvollen Infos und Hinweise.
    @Marius: Richtig gute Idee mit der Reportage. Habt ihr dazu auch eine Kurzversion (so bis 3min) mit den wichtigsten Inhalten und Schritten? Das wäre für mich hilfreich, denn so könnte ich das auch mal in eine perspektive n-Diskussion einbauen, wenn wir über Betrieb/Campus sprechen.

  • Florian Wendler

    Danke für die vielen nützlichen Kommentare und Links!

    An der TU Dresden tut sich in dieser Richtung derzeit richtig viel. Es gab von 2009 bis 2013 die Arbeitsgruppe der TU-Umweltinitiative (tuuwi) "Mensa universale", die in den Mensen viel bewegt hat (siehe https://tuuwi.de/was-wir-machen/aeltere-projekt...).

    Dieses Jahr hat sich erneut eine AG innerhalb der tuuwi formiert, um für mehr Klimagerechtigkeit innerhalb der Hochschulgastronomie zu sorgen (https://tuuwi.de/was-wir-machen/mensa/).

    Im Zuge dessen ist eine Offener Brief mit sieben Forderungen an die Mensen in Zusammenarbeit mit Students for Future Dresden entstanden, der vor der Klimastreikwoche Ende November veröffentlicht wurde. Der Brief kann unter https://tuuwi.de/2019/11/20/offener-brief-an-da... gelesen werden.

    Nach der kontroversen Besetzung des Audimax wurde der Brief auch in die Forderungen von HSZfürsKlima aufgenommen. Diese Forderungen könnten in Zukunft vom Studierendenrat und/oder durch eine studentische Vollversammlung legitimiert werden.

    Zum Thema CO2-Äquivalenten: Die Ortsgruppe Effektiver Altruismus in Dresden ist auf die tuuwi mit der Projektidee „Klimafreundliche Mensa – Mein KLIMAhl“ zugekommen. Die Idee ist, dass die CO2-Äquivalente automatisch zu ALLEN Gerichten allein aus der Zutatenliste berechnet werden. Dazu soll die Schweizer Datenbank Eaternity dienen (Klimateller ist meines Wissens nach die kostenlose und mobile Variante). Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die manuelle Berechnung sehr mühsam und wie schon angesprochen eher grob ist. Was die Studierendenwerke nicht wollen ist zusätzliche Arbeit… Dieses Jahr wurden schon viele Initiativen angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Je mehr Studierendenwerke Interesse haben und die Anfrage bekommen, desto effektiver und günstiger wird es! Die Projektidee wurde bereits dieses Jahr bei der Einkaufskooperative Ost, zu der sich einige Studierendenwerke zusammengeschlossen haben, vorgestellt. Die Resonanz war durchaus positiv! Groben Kalkulationen zufolge wird der Preis sich auf etwa 1 Cent pro Essen belaufen.

    Ich werde Details dazu noch in das Projekt posten! Bei Interesse und Nachfragen kann auch gerne schon an mensa@tuuwi.de geschrieben werden.

    Dazu gab es an der TUD sogar schon Forschung: https://tu-dresden.de/bu/wirtschaft/bwl/bu/fors...