Freitag, 1. April 2022 14:00 - Sonntag, 3. April 2022 12:00 (UTC)
Wege des Verlebendigens im Welthorizont
Regenerieren – Wir-Felder schaffen – Inspirieren
Frühjahrstreffen von Erd-Charta und erdfest
Magdeburg, Vitopia eG, 1. – 3. April 2022
»Was schlägt die Stunde?« Mit dieser Frage kamen Erd-Charta- und erdfest-Akteur*innen
Anfang 2021 erstmals online zusammen. Daraus entstand ein spannender Prozess des
Synergien-Findens, dessen nächster Schritt das Treffen im kommenden Frühjahr in
Magdeburg ist. Dort wollen wir gemeinsam in konkretes Handeln für die Erde – oder
vielmehr mit ihr – finden.
UNSER ANSATZ:
Der Welthorizont
Gefühlt seit dem Dürresommer 2018 häufen sich die Anzeichen, dass die von der
Wissenschaft prognostizierten Kippelemente des Erdsystems noch schneller erreicht werden
könnten als erwartet. Ob mit Blick auf das Schmelzen des Polareises, das Auftauen der
Permafrostböden, auf den Verlust fruchtbaren Bodens weltweit, die Verknappung der
Süßwasserreserven oder auf das Artensterben (im kommenden Jahrzehnt droht das
Aussterben von unfassbaren 1 Million Arten!!): Quer durch die Disziplinen legen aktuelle
Studien nahe, dass eine globale Umkehr derzeit vorherrschender Trends in den nächsten zehn,
maximal zwanzig Jahren erfolgen muss. Beispiellos in der Geschichte der Menschheit:
Binnen weniger als einer Generation (!) müssen nun global Weichenstellungen erfolgen, die
verhindern, dass die Welt aufgrund fehlender Lebensgrundlagen in Konflikten versinkt.
Was sind unsere spezifischen Beiträge als ganzheitliche Initiativen angesichts der sich rasant
zuspitzenden Schieflagen? Sollen wir nun auch verstärkt auf politischen Aktivismus setzen,
wie Fridays for Future oder die Extinction Rebellion-Bewegung? Kraft welcher Tätigkeiten
und Ressourcen können wir konkret zur Bewältigung der planetaren Krise beitragen?
»Wir-Felder« schaffen – so Selbstwirksamkeit ermöglichen
Eine Erkenntnis aus unserem bisherigen Austausch: Das Wort »konkret« geht auf lat.
concrescere, »zusammenwachsen, sich verdichten« zurück. Tatsächlich dürfte es nun ganz
entscheidend auf ein neues, bewusstes In-Beziehung-Treten ankommen. Wobei das Fehlen
fairer, auf Gegenseitigkeit beruhender Beziehungsmuster zwischen Menschen offenbar nicht
zu trennen ist vom Fehlen solcher Muster zwischen Menschen und der lebendigen Mitwelt.
Wir-Felder zu schaffen ist somit eine neue Qualität konkreten Handelns. Sie entstehen, indem
wir bewusst, wertschätzend in Beziehung miteinander treten. Daraus erwachsen – unmittelbar
spürbar – Freude, Sinn und Resilienz. Wir vermuten, dass darüber hinaus im Kultivieren
solcher Wir-Felder eine noch kaum erschlossene Ressource für ein regeneratives Handeln
jeweils vor Ort liegt – ein Handeln, das auch ohne technischen und finanziellen Aufwand
auskommt. Diese Verbindung zwischen Wir-Feldern und gestärkter Selbstwirksamkeit wollen
wir in Magdeburg weiter erkunden.
Regenerieren und inspirieren
Paradox: Gerade angesichts einer schier aussichtslosen Weltlage dürfte auf einer tiefen, nicht
bemessbaren Ebene kein einziger transformativer Beitrag zu unbedeutend, zu gering sein.
Indem wir einander ermutigen, inspirieren und unterstützen, wird es möglich, jeweils bei sich
vor Ort durch kleine Taten etwas zum Besseren zu verändern. »Kleine Taten, große Wirkung«
ist schon im I Ging zu lesen, das als ältestes Buch der Menschheit gilt.
In Magdeburg lassen wir uns von Impulsgebenden zeigen, wie Selbstwirksamkeit konkret
entstehen kann: von Akteur*innen des Permakultur Instituts (angefragt), dem Netzwerk
Ökologie des Bewusstseins (natürliche Wasserrückhaltung bei sich vor Ort), der Vitopia eG –
und von Denis Kupsch (Erd-Charta) zum »Prozessnaturschutz« in Peru als Beispiel dafür,
welche Regenerationskraft Lebewesen haben, wenn man sie nur lässt.
Am ersten Abend soll es kurze Doku-Videos aus aller Welt geben, die belegen: Wir
Menschen SIND in der Lage, geschädigte Beziehungsnetze jedweder Art zu regenerieren –
Wege des Verlebendigens zu finden und zu gehen. Beispiele hierfür sind u.a. aus Ägypten,
Indien, Burkina Faso, Portugal, Rumänien, Brasilien und den USA dokumentiert. Davon zu
erfahren ermutigt und inspiriert.
Foto: Instituto Terra, https://institutoterra.org
Die Wege des Verlebendigens beginnen im Innern
Mit Hannah Arendt auf das »tätige Leben« fokussierend, sehen wir die Ganzheitlichkeit von
Erd-Charta und erdfest in einer stets neu zu findenden Balance zwischen Vita activa – als im
Außen verortetem Handeln – und Vita contemplativa als inneres Tätigsein, als Ringen um
Bewusstheit. Im Engagement für die Große Transformation fallen diese Dimensionen des
Handelns allzu oft auseinander. Können wir lernen, die Spannung zwischen beidem zu halten,
sodass daraus ein Flügelpaar wird, das Kraft und Resilienz verleiht?
In Magdeburg werden uns vielfältige ästhetische – im Sinne von verlebendigende – Praktiken
und Prozesse helfen, in ein vertieftes Wahrnehmen und Spüren zu finden. Dies soll die
gesamte Zusammenkunft durchziehen und prägen. Denn das In-der-Welt-Sein zu ent-
automatisieren dürfte die stets neu zu findende Quelle lebensfördernden Handelns sein. Die
Impulsgebenden hierfür kommen aus unseren Reihen.
Ein Treffen geprägt von Ko-kreativität und Selbstorganisation
Insgesamt erscheint es uns entscheidend, viel Raum zu lassen für Entwicklungen, die sich vor
Ort aus dem Prozess selbst heraus ergeben. Zwar müssen einige Komponenten des Ablaufs im
Vorfeld geplant werden. Im Übrigen aber wollen wir uns – einem Prinzip aus der Permakultur
folgend – der Selbstorganisation anvertrauen. Wir schauen aus der Kraft geteilter Präsenz
heraus, welche Aktivitäten uns jeweils als nächstes stimmig erscheinen. Nicht zuletzt damit
erkunden wir weiter, was es braucht, um Wir-Felder zu schaffen und zu halten. Wie
spannend!
Und danach?
Ausgehend von der Frage »wie werden wir erdfest?« wird die Webplattform
erdfest.org derzeit völlig umgestaltet – in Richtung Ko-kreativität und
Selbstorganisation. Bis zum Frühjahr wird sie es ermöglichen, dezentral
miteinander zu kommunizieren, einander in regenerativem Handeln zu
unterstützen und zu inspirieren. Die Erdfeste (17.-19. Juni 2022) und der
Erd-Charta-Tag am 29. Juni 2022 werden sodann einen Rahmen bieten,
um unser verlebendigendes Tätigsein für und mit der Erde gemeinschaftlich
zu zelebrieren.
ZUM ABLAUF (erste Gedanken):
FREITAG:
später Nachmittag: ab 16 Uhr Anreise mit Kaffee
Beginn 17 Uhr
Begrüßung, Kennenlernen, Eröffnungsimpuls
Verständigung über das weitere Vorgehen, besonders über das Ineinander von Vita activa
und Vita contemplativa (äußeres und inneres Verlebendigen)
Abendessen
Es geht
Kurze Doku-Videos von ermutigenden, inspirierenden Beispielen der Regeneration lokaler
zerstörter Ökosysteme aus aller Welt.
SAMSTAG:
Impulse und Workshops für gemeinschaftliches regeneratives Handeln jeweils vor Ort:
Plenum mit kurzen (20 Min) Impulsen der genannten Praxis-Expert*innen, gefolgt von
jeweils einem einstündigen Workshop (evtl. parallel durchgeführt).
Foto: Impression von einem Erdfest 2021 in München. Foto: Sylvia Fritz
Abgesehen von Denis Kupsch und unserem Gastgeber Vitopia eG gehören die
Impulsgebenden dem erdfest-Netzwerk an und werden nach Magdeburg eingeladen. Daher
müssen diese Impulse und Workshops im Vorfeld geplant werden.
Denkbar ist auch ein Workshop, um ein gemeinsames Bildungsmodul zu entwickeln sowie
eventuell weitere Workshops, die sich aus dem Flow heraus entfalten.
Impulse für ein inneres Verlebendigen (erste Vorschläge):
Körperarbeit mit Caroline Knöbl, ästhetischer Prozess mit Barbara Kastura, »The Earth is
Present« mit Annette Eßer, Musik, Stille...
SONNTAG: Offener Raum
Abreise ca. 14 Uhr nach dem Mittagessen
Basisinformationen:
Wann: 1. -3. April 2022
Wo: Vitopia, Magdeburg
Wer: Prozessbegleitung Dr. Hildegard Kurt (erdfest) und Isabelle Roosen (Erd-Charta)
Kosten: 5 - 60 € (nach Selbsteinschätzung; inkl. Übernachtung und vegetarisch-regionaler
Ernährung)
Für Rückfragen stehen wir Euch sehr gern zur Verfügung!
Anmeldung über unser Anmeldeformular oder per Email.
Mitten in der Natur und doch stadtnah befindet sich in Magdeburg das historische
Häuserensemble von Vitopia direkt an der Elbe mit dem Elberadweg. Durch eine
ökologische, denkmalgerechte Gebäudesanierung ist in dem ehemaligen Gärtnerhaus ein
gemütliches, familienfreundliches CAFÉ, eine Herberge mit Seminar/Gemeinschaftsraum und
gemeinschaftlich genutzter Wohnraum entstanden. An dieser wunderschönen Location wird
unser Treffen stattfinden.
STAND: Februar 2022
*Alle Termine gelten unter Vorbehalt der aktuellen Lage. Sollten die aktuelle Regelungen und
Einschränkungen verlängert bzw. verschärft werden, müssen wir das Programm entspre-
chend anpassen. Informationen hierzu erhaltet ihr auf unserer Webseite bei den entsprechen-
den Veranstaltungen.
Die Veranstaltung wird gefördert von Engagement Global im Auftrag des BMZ und des
Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungs-
dienst.